Entfernung ist ein gutes Stichwort, denn für die Überlandstrecken oder auch die Fahrten durch die großen Städte stellten wir relativ schnell fest, dass man mit maximal 40km/Stunde im Schnitt rechnen sollte. Und ohne ständiges Hupen geht auch in Indien so gut wie nichts. Was auf den ersten Blick wie das reine Verkehrschaos aussieht, funktioniert aber im Allgemeinen doch irgendwie, auch wenn neben Autos und Motorrädern zusätzlich jede Menge Tuk Tuk´s, Fahrräder, total überladene Lkw´s, Menschen, Kühe und alles was sonst noch fahren oder laufen kann, die Straßen und Weg ohne jegliche Struktur nutzt und dadurch jede kleine Lücke sofort geschlossen wird.
So sind wir also nach einer halbtägigen Fahrt Richtung Westen abends endlich am ersten Nationalpark angekommen, um dort 2 volle Tage zu genießen. Der Ranthambore National Park ist ein malerischer Ort, gelegen zwischen den Aravali Hügeln und dem Vindhyan Plateau im östlichen Teil von Rajasthan, dem uralten Ort, wo die Maharajas von Jaipur auf Jagd gingen. So begaben wir uns auch auf die Jagd ... nach guten Beobachtungen und schönen Aufnahmen. Und wurden schon am ersten Morgen für das frühe Aufstehen und die kommenden Fahrten durch die größtenteils trockenen und staubigen Landschaften in den Nationalparks entlohnt.
Die atemberaubende Begegnung mit einer großen Tigerin, welche nach anfänglicher Schläfrigkeit ein bisschen aktiver wurde um schließlich vor unseren Augen eine Wasserstelle zum Trinken aufzusuchen. Die Anmut und Erhabenheit mit welcher das passierte, war einfach sagenhaft.
Zu den weiteren Highlights in diesen zwei Tagen zählten auf jeden Fall noch zwei weitere spannende Begegnungen. Die kurze Begegnung mit einem in diesem Gebiet Indiens seltenen und eigentlich nachtaktiven Lippenbär und der unglaublichen Möglichkeit einem Leoparden bis zu einem Reh Kadaver zu folgen und aus knapp 15 m Entfernung beim Fressen zu beobachten.
Der Abschied Richtung Agra viel uns trotzdem nicht so schwer, da wir voller Vorfreude auf das berühmte Taj Mahal waren. Wir wussten zwar bereits, dass drei der vier Türme wegen Renovierungsarbeiten nur hinter Bambusgerüsten zu sehen sein würden. Der Glanz und die unvergleichliche Schönheit dieses Monuments, das für die Liebe gebaut wurde, gingen trotzdem weit über alle menschlichen Erwartungen hinaus. Dank seiner perfekten Symmetrie in jedem Aspekt, ist der Bau für seine beachtliche Marmorqualität mit Einlegearbeiten von Halbedelsteinen bemerkenswert und steht als Zeugnis der Fähigkeiten der 20.000 Handwerker, die aus Persien, der Türkei, Frankreich und Italien zusammen gebracht wurden, um dieses ‚Liebesgedicht in Marmor‘ in 17-jähriger Bauzeit zu vollenden.
Nach unserem ausgiebigen abendlichen Besuch des Taj Mahal bestiegen wir am nächsten Morgen den Zug nach Jhansi um ab hier mit dem Auto über Orcha weiter nach Khajuraho zu gelangen. Die Straßen und Weg wurden deutlich baufälliger und die kleinen Städte und Dörfer kamen in immer größeren Abständen. Hier wurde der Unterschied zwischen den Städten und der Lebensweise der ländlichen Bevölkerung immer deutlicher. Zur Mittagszeit besuchten wir Orchha, eine kleine charmante mittelalterliche Stadt am Ufer des Flusses Betwa, die mit edlen Tempeln und Palästen aus dem 16.Jahrhundert gefüllt ist. Jehangir Mahal, gebaut im mittelalterlichen Hindu-Islamischen-Design, um dem Besuch von Mogulkaiser Jehangir nach Orchha zu gedenken und der Raj Mahal, der mit einer reichen Ansammlung dynamischer Wandgemälde gefüllt ist, die eine Vielfalt von religiösen und weltlichen Themen umfassen, waren zwei der von uns besichtigten Sehenswürdigkeiten.