Um 6 Uhr in der Früh war auch auf dem riesigen Domplatz noch fast keine Menschenseele unterwegs. Das Zusammenspiel der blauen Stunde am morgendlichen Himmel und der Beleuchtung am Dom hinterließ einen ganz netten Eindruck und steigerten meine Vorfreude auf den Besuch. Im Inneren beeindruckt die gewaltige gotische Architektur mit hohen Säulen, kunstvollen Buntglasfenstern und einer mystischen Lichtstimmung. Die detailreichen Altäre, Skulpturen und das berühmte Bronze-Relief des Heiligen Bartholomäus machen den Dom zu einem Meisterwerk sakraler Kunst. Besonders faszinierend ist der Zugang zur Krypta, wo sich das Grab des Heiligen Karl Borromäus befindet, und der Blick nach oben, der die beeindruckende Gewölbestruktur offenbart.
Die erste wirklich lange Strecke auf Italiens Autobahnen nahm ich am Nachmittag in Angriff. Bis kurz vor Genua ließ sich die mautpflichtige 2-spurige Autobahn ja noch ganz gechillt fahren. Je näher die Hafenstadt am Golf von Biskaya rückte, desto schlechter wurden die Straßenverhältnisse, viele Brücken waren nur einspurig befahrbar und die kurvenreiche Strecke sehr spannend zu fahren. Ab Genua zeigte sich nun öfters das Mittelmeer und abends erreichte ich einen kleinen aber feinen Stellplatz an einer alten Kirche hinter dem Bergkamm der Cinque Terre. Als Cinque Terre wird ein etwa zwölf Kilometer langer klimabegünstigter Küstenstreifen der Italienischen Riviera bezeichnet. Von Nordwest nach Südost reihen sich die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore entlang der steil abfallenden Küste der Riviera di Levante auf. Die Küstenlandschaft bietet mit ihren bunten Dörfern, die sich spektakulär an die steilen Küstenfelsen schmiegen, atemberaubende fotografische Möglichkeiten. Besonders beeindruckend sind die Panoramaaufnahmen von Aussichtspunkten wie dem Wanderweg zwischen Vernazza und Monterosso oder die stimmungsvollen Sonnenuntergänge über Manarola. Neben den ikonischen Küstenansichten lohnten sich auch Detailaufnahmen der schmalen Gassen, bunten Boote und traditionellen Fischernetze, die den Charme der Region einfangen. In den Ortschaften der Cinque Terre treffen die meisten Touristen per Zug ein, und fahren auch alle zusammen wieder ab. An den Aussichtspunkten erwartete ich entsprechend mal wenig, mal mehr Betrieb. Mein Vorteil war die zeitliche Flexibilität und so hatte ich viel Zeit zum Fotografieren eingeplant. Gute Parkmöglichkeiten für den Camper waren in dieser Gegend allerdings wirklich rar. Für die Erkundung von Vernazza parkte ich am frühen Morgen des nächsten Tages gut 600 Höhenmeter über der Ortschaft. Für die Abfahrt zur verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Küste fand ich ein schmalen, steilen und steinigen Wanderpfad. Dem vollgefederten Mountainbike sei Dank konnte ich die Strecke gut meistern, auch wenn ich in zwei engen Serpentinen besser abgestiegen bin. In Vernazza gab es dann viele Treppen zum Bezwingen, abwärts kein Problem, aufwärts war ich dankbar um das relativ geringe Gewicht des Drahtesels. Vernazza bestach fotografisch vor allem durch die bunten Häuser und die azurblaue Hafenlagune mit der Befestigungsanlage im Hintergrund. Während der Erkundung des ehemaligen Fischerdorfs aus dem 11. Jahrhundert blickte ich immer mal wieder die steilen Hänge empor, mit dem Gefühl, dass mich ein schöner, lustiger Anstieg mit dem Fahrrad erwartete. Das Navi zeigte mir beim Aufbruch, dass für die Strecke von 6km ca. 2 Stunden Fahrtzeit benötigt werden. Durchgehend bergauf. Das war mir natürlich ein echter Ansporn, und wie so oft beim navigieren im bergigen Gelände passte die Zeitangabe natürlich nicht. Ohne mich außergewöhnlich zu verausgaben war ich etwas über eine Stunde später zurück am Globetrotter.