Ein großer Pendlerparkplatz diente uns als Ausgangspunkt für die Erkundung von Gent. Der Name leitet sich vom keltischen Wort "ganda" ab, was "Zusammenfluss" bedeutet, da die Stadt an der Mündung der Flüsse Leie und Schelde liegt. Um das 7. Jahrhundert gründete der heilige Amandus hier zwei Abteien, die Sint-Baafs-Abtei und die Sint-Pieters-Abtei, was den Beginn der städtischen Entwicklung markierte. Im Mittelalter wuchs Gent zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas heran, insbesondere durch den Tuchhandel und die Wollindustrie. Die Liste der Sehenswürdigkeiten in der Stadt, deren Siedlungsursprünge auf die römische Zeit zurückgehen, war lang. Gent zählt knapp 10.000 registrierte, kulturhistorisch wertvolle Gebäude, die meisten sind zugleich denkmalgeschützt. Ein Paradies für mich als begeisterter Fan von Architektur und Sakralbauten. Die Stadtsilhouette wird schon seit dem Mittelalter durch „die drei Türme“ dominiert, welche in einer Reihe stehen. Dies sind der 95 m hohe Genter Belfried, erbaut als Wach- als auch als Glockenturm und Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, der Turm der St.-Bavo-Kathedrale, und der Turm der im Stil der Scheldegotik am Kornmarkt errichteten Sint-Niklaaskerk. Entlang der Graslei und Korenlei, den beiden alten Hafenstraßen reihen sich eine beeindruckende Anzahl historischer Profanbauten. Diese prachtvollen Fassaden stammen hauptsächlich aus dem Mittelalter und der Renaissance und wurden meist als Lagerhäuser oder Gildenhäuser genutzt. Eines der größten und wichtigsten profanen Bauwerke im Zentrum ist jedoch der beeindruckende Gravensteen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende und die einzige in Flandern erhaltene mittelalterliche Burg in romanischem Stil. Fotografisch tobte ich mich tagsüber bei bedecktem Himmel in den Kirchen und der Ausstellung im Belfried aus. Auch für ein wenig Street-Fotografie mit langen Belichtungszeiten hatte ich genügen Zeit, bevor kurz vor Sonnenuntergang die Wolkendecke aufriss und die ganze Stadt in ein goldenes Tuch hüllte. Zur blauen Stunde zauberten die letzten diffusen Tageslichtstrahlen einen weichen, pinken Schleier in den Himmel und rundete einen lichttechnisch magischen Abend ab. Auch in der eintreffenden Nacht hatte ich noch nicht genug, da die stimmungsvolle Beleuchtung der vielen historischen Gebäude eine bezauberte Atmosphäre bot.