Diesmal ging es also nicht darum, sich die Hände schmutzig, sondern nass zu machen. Logischerweise nicht nur die Hände, da wir zum Erforschen und beobachten täglich viel Zeit im Wasser verbracht haben. Noch mehr Zeit ging logischerweise für die Suche nach den sanften Riesen mit dem Expeditionsboot drauf. Unsere Basis war die MV Felicity, ein Segelschiff, welches uns direkt vom Flughafen abgeholt hat um ein paar Segelstunden weiter südlich im Süd Ari Atoll mitten im tropischen Inselparadies vor Anker zu gehen.
Schon während der Überfahrt zum Atoll wurden wir von Spinner-Delfinen begleitet. Wie der Name aus dem englischen schon verrät, springt diese Delfinart gerne aus dem Wasser und dreht sich dabei mehrfach um die eigene Achse. Ein weiterer tierischer Höhepunkt am Abend waren die im Bordlampenschein leuchtenden Kalmare, welche mit unglaublich flincken Manövern kleinere Fische gejagt und gefangen haben.
Nach einer erholsamen ruhigen Nacht starteten wir nach einer kurzen Einführung direkt mit unseren Walhai-Forschungstätigkeiten. Der größte Teil des Forschungsprojektes findet im Meeresschutzgebiet South Ari Marine Protected Area (SAMPA) statt, welches aus einem 42 km langen Meeresstreifen um die südliche Basis des Süd-Ari-Atolls besteht. Das Gebiet erstreckt sich bis zu 1 km von der Küste entfernt und verläuft von der Insel Rangali an ihrem nordwestlichen Rand bis zum Ende der lokal bewohnten Insel Dhigurah an ihrem nordöstlichen Ende. Es ist das das größte Schutzgebiet der Malediven, umfasst 42 km² Korallenriff-Lebensraum und wurde aufgrund seiner Bedeutung als weltweit bedeutender Sammelplatz für den Walhai zum Schutz ausgewählt. Unsere hauptsächliche Aufgabe bestand logischerweise darin, Walhaie zu finden. Walhaie werden rund 14 Meter lang und bis zu 12 Tonnen schwer. Vermutlich trotzdem nicht so leicht dachte ich mir bei der Sicht auf den großen weiten Ozean, aber gesagt, getan. Bereits am ersten Tag hatte wir un-glaubliches Glück und durften nicht nur einen Walhai, sondern zwei sich kurz umkreisende Walhaie beobachten. Während wir als freiwillige Helfer unsere erste Begegnung mit die-sen unglaublich sanften Riesen kaum in Worte fassen oder irgendwie anders beschreiben konnten, sammelten unsere Projektleiter schon die ersten Daten, wie Schwimmrichtung und -tiefe, schossen Fotos zum Identifizieren, vermassen die Länge sowie die Riff-Tiefe. Walhaie sind die größten Haie der Welt, zum Glück aber nicht besonders schnell und äu-ßerst sanftmütig. Das Fleckenmuster auf dem Rücken von Walhaien ist so einzigartig wie der menschliche Fingerabdruck, jedes einzelne Tier lässt sich anhand seiner Punkte iden-tifizieren. Zurück auf dem Expeditionsboot konnten wir, nachdem wir uns wieder gefasst hatten, endlich auch einbringen und nutzten Kompass, ein kleines Windrad und andere Gerätschaften um die Wind- und Strömungsgeschwindigkeit sowie die Windrichtung und -stärke zu messen. Selbstverständlich wurde auch die GPS-Position, die Dauer der Be-obachtung, der Wellengang sowie die Wetterbedingungen dokumentiert.