Äthiopien, Land der Kontraste - Reisebeschreibung

Äthiopien hat mich überrascht; sowohl landschaftlich als auch die Menschen. Es ist in meinen Augen ganz anders als die vielen anderen afrikanischen Länder, welche ich bereist habe.
Die Erwartung einer größtenteils savannen- und wüstenähnlichen Landschaft hatte sich schon in den letzten Wochen vor der Abreise beim Packen und prüfen der Klimazonen verändert. Dass die Landschaft aber so extrem vom großen Ostafrikanischen Grabenbruch geprägt ist, hat mich überrascht. 50% des Landes liegen über 1.200m, 25% sogar über 1.800m. Auf unserer Fahrt durch das zentrale Hochland im Süden sowie im Norden ging es mehrmals pro Tag auf Serpentinenstraßen bergauf und bergab. Die Aussicht war entsprechend berauschend und überwältigend. In weiten ausschweifenden Flächen zwischen den Bergkämmen streckten sich endlose Getreidefelder bis an den Horizont. Große fischreiche Seen mit abgelegenen Klostern und Kirchen prägen einen weiteren Teil des Landes. Das Sanetti Hochplateau in den Bale Mountains mit einer durchschnittlichen Höhe von 4.000m ist der letzte Rückzugsort für den äthiopischen Wolf, den seltensten aller Wildhunde, sowie weitere endemische Tier- und Vogelarten. Das gleiche gilt für den Simien-Nationalpark im Norden, Heimat der Dscheladas, auch Blutbrustpaviane genannt und des Äthiopischen Steinbocks.
Eine Wanderung bis auf 4.400m hat mir mal wieder super viel Spaß bereitet, und war ebenso ein Highlight wie die Danakil-Senke auf 180m unter Null eine Woche zuvor. Dort sorgen geologische Aktivitäten dafür, dass die Erdkruste erheblich dünner ist und entsprechend große Teile des Gebiets inzwischen weit unter dem Meeresspiegel liegen. Nebenbei ist die Senke gemessen an den ganzjährigen Durchschnittstemperaturen mit 34,7 Grad der heißeste Ort auf der Erde. Die Frage, warum man so einen Ort bereist lässt sich jedoch ganz einfach mit den farbenfrohen heißen Quellen, Geysire, Fumarolen und Solfatare beantworten. Das Dallol ist das außergewöhnlichsten Geothermalgebiete der Erde und ist eine wirklich surreale Gegend.
Neben den landschaftlichen Höhepunkten hat mich im Süden vor allem die Vogelwelt beeindruckt. Ich konnte innerhalb von zwei Wochen mindestens 25 mir bislang nicht vor der Linse aufgetauchten Arten fotografieren, teilweise in bestem Licht und aus guter Distanz.
In der Hauptstadt Addis Ababa sind die verschiedenen Museen und Kirchen auf jeden Fall einen ausführlichen Besuch wert. Die Hauptattraktion im Nationalmuseum von Äthiopien ist Lucy, das fossile Teilskelett des Vormenschen, welches auf ein Alter von 3,2 Millionen Jahren datiert wurde. Das Fossil zählt zu den besterhaltenen Skeletten der frühen Hominini-Arten.
Der Norden Äthiopiens ist vor allem für die in Felsen geschlagene Kirchen und Klöster bekannt. In Lalibela, Axum und auch unterwegs gibt es viele religiöse und historische Stätte zum Bestaunen. Die Anlage in Lalibela umfasst 11 Kirchen, die um das Jahr 1250 jeweils als Monolithen aus der umgebenden Felsformation herausgearbeitet wurden. Ihr Bau wurde König Lalibela zugeschrieben, der im 12. Jahrhundert ein „Neu-Jerusalem“ errichten wollte, nachdem muslimische Eroberungen die christlichen Pilgerfahrten ins Heilige Land zum Erliegen brachten.
Generell ist Äthiopien ein Vielvölkerstaat, so dass große Teile des Landes in ihrer historischen und kulturellen Entwicklung stark von Einflüssen aus dem Nahen Osten geprägt sind. Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften sind die äthiopisch-orthodoxen Christen und die sunnitischen Muslime. In vielen mittelgroßen Städten war das durch die Morgengebete um teils 4:30 Uhr auch nicht zu überhören.
Meine persönlichen Gedanken zu den Menschen möchte ich hier nicht wirklich ausführlich beschreiben. Wenn ich es positive ausdrücke; ... die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, egal wo und wann war uns selbst in kleinen Gruppen und einzeln zu einhundert Prozent sicher. Die Leute waren teilweise wirklich sehr aufdringlich und fordernd.
Wie so oft gab es hiervon auch positive Ausnahmen, meistens Kinder welche sehr freundlich und mit Charme mein Herz erobert haben. Zum Beispiel waren da die kleinen "Straßenmusiker" in Axum, welche auf selbst gebastelten Instrumenten gerockt haben und mich zu einer Runde Poolbillard im Hinterhof des Restaurants eingeladen haben und zwei uns auf einer Wanderung begleitende Kids bei Wendo Genet, welche Obsidian-Steine für uns gesammelt haben. Logischerweise durfte ich auch diese Kids für Ihre Aufmerksamkeit dann fürstlich entlohnen.
Der letzte Abschnitt hier ist voll des Lobes für Dragoman, den Touranbieter und die Crew. Mit Amelia, einem nigelnagelneu Truck, benannt nach Amelia Earhart war die Fahrt über die teilweise unbefestigten und holprigen Straßen in Äthiopien ein echter Genuss.
Wenn man ein Land erleben und sehen möchte, ist es wirklich angenehm auch Mal durch die entlegenen Gegenden zu fahren und unterwegs die kurzen Stopps zu genießen. Die Crew hat in mitunter erschwerten Bedingungen einen echt super Job abgeliefert und war immer und überall helfend zur Stelle, wenn es notwendig war. Weder ein Aufstand, noch die anschließenden Straßensperren konnten uns aufhalten. Auch die andauernden Magen und Höhenluft bedingten Krankheitssymptome und die dadurch entsprechend erschwerte Organisation wurde meisterhaft gelöst. Einfach genial. Auch den meisten lokalen Guides in den Nationalparks und den Städten kann ich ein Lob aussprechen. In sehr gutem Englisch und mit viel Wissen über die jeweiligen Orte waren die Informationen sehr interessant. Zu guter Letzt noch der Dank an die ganze Reisegruppe, das Team, unser Team! Einfach cool! Was haben wir gelacht! ;) Danke Euch! ... und wie so oft, ein spezieller Dank an spezielle Menschen!

Äthiopien, Land der Kontraste - Fotoalben